Arbeiten mit Frequenzen
Apr 29, 2018Die beiden wichtigsten Werkzeuge bei einem Mix sind der Kompressor und der Equalizer. Der Kompressor bearbeitet die Dynamik (Lautstärkenunterschiede) und der Equalizer das Frequenzspektrum. Jedes Instrument hat seinen Platz im Frequenzspektrum, wobei sich viele Frequenzen überschneiden. Beim einen Instrument macht es Sinn eine gewisse Frequenz leiser zu machen, während dieselbe Frequenz bei einem anderen Instrument die Eigenheiten desselben hervorhebt. Ziel ist es die Charakteristiken des jeweiligen Instrumentes hervorzuheben und die störenden Frequenzen abzusenken. Im Allgemeinen gilt, eher Frequenzen abzusenken, statt anzuheben.
Ich teile das Frequenzspektrum grob in 6 Bänder auf
Nun ist es ja so, dass bei einer Violine die tiefsten Klänge um 250Hz sind, diese bei einem Bass aber schon weit in der Mitte seines Frequenzspektrums liegen. Um einen Anhaltspunkt zu geben, habe ich einige gängige Instrumente aufgelistet und die jeweiligen Frequenzen beschrieben. Es muss beachtet werden, dass es nur ein Leitfaden ist. Jede Aufnahme klingt anders, da es sehr stark auf das Instrument, die Mikrofonierung und Vorverstärkung ankommt.
Bass Drum
Generell senke ich bei der Bass-Drum bei 500Hz ab. Das gibt Platz für andere tieffrequente Instrumente und bringt bei der Bass-Drum nicht wirklich viel. Bei 5kHz-7kHz drehe ich meistens ganz wenig auf, um die Kick präsenter zu machen.
Snare
Falls die Snare zu dünn klingt, kann man bei ca. 80Hz-150Hz anheben. Bei einem Sidestick bewirken Frequenzen zwischen 500Hz und 800Hz Wunder. Sie lassen den Klang holzig tönen. 6kHz-8kHz bringen die Snare nach vorne.
Hihats und Becken
Becken brauchen keine tiefen Frequenzen. Da kann man ohne schlechtes Gewissen alles unterhalb von 250 Hz abschneiden. Bei der Hihat macht es aber manchmal Sinn die tiefen Mitten nicht allzu sehr zu beschneiden. 150Hz reichen. Sie mischen sich dann besser mit der Snare. Um den Klang scheinender zu machen hebt man um die 3kHz an.
Bass
Der Bass ist sehr abhängig von der Bass Drum. Man muss sich entscheiden, welches der zwei Instrumente tiefer klingen soll. Beim anderen sollte man jeweils alles unter 50Hz abschneiden. Ansonsten kann es zu Kammfiltereffekten und Auslöschungen kommen. Falls der Bass zu dumpf klingt, kann man bei 300Hz etwas rausdrehen. Die Präsenz holt man bei 3kHz.
Piano
Eventuelles Grollen kann man bei 300Hz entfernen. Füge bei 6kHz-8kHz etwas dazu um den Klang zu öffnen und klarer zu machen.
Akustische Gitarre
Um den Klang der Gitarre auszudünnen kann man zwischen 100Hz-300Hz absenken. Bei ca. 1kHz-3kHz zieht man ein wenig runter um die Gitarre ausgewogener und greifbarer zu machen. Um der Gitarre mehr Durchsetzungsfähigkeit zu geben, drehe ich bei ca. 5kHz-8kHz etwas auf.
Elektrische Gitarre
Dieses Instrument hat eine riesige Palette an Klängen. Das Instrument, die Verstärkung, Mikrofonierung und der Song haben einen grossen Einfluss auf die Mischung. Bei 150Hz-300Hz kann man Wärme hinzufügen oder aber Grollen eliminieren. Hebt man bei ca. 3kHz an, wird der Sound schärfer und aggressiver, zieht man dort runter wird er transparenter. Eine Anhebung bei 3kHz- 6kHz bewirkt, dass der Klang präsenter wird, bei 10kHz wird er heller.
Streicher/Pads
Hier gibt es keine Richtlinien. Diese Sounds sind zu sehr vom Song und von der Instrumentierung abhängig.
Stimme
Hier spielt das Mikrofon eine sehr wichtige Rolle. Auch sind die Frequenzen einer Männerstimme anders als die einer Frauenstimme. Bei 150Hz-300Hz kann man ein bisschen dazugeben, falls der Gesang zu wenig «Fleisch am Knochen» hat. Eine kleine Anhebung bei 6kHz macht den Gesang klarer.
Fazit
Es gibt kein allgemeingültiges Rezept. Übung und Erfahrung sind immer noch die besten Lehrmeister. Mit diesen Tabellen hat man aber einen Ansatz, um schneller ans Ziel zu gelangen. Es ist auch nicht notwendig, überall einen EQ einzusetzen. Man sollte nichts reparieren, was schon gut klingt und funktioniert. Traue deinen Ohren und nicht deinen Augen. Es ist auch gut möglich, dass mal sehr unkonventionelle Equalizer Einstellungen vorkommen. Lass dich davon nicht verwirren. Bei Equalizern wie zum Beispiel dem Pultec oder dem Massive Passive beeinflussen sich die Bänder gegenseitig. Auch sollte man bei sich überlappenden Bändern aufpassen. Sind sie seriell geschaltet, addieren oder subtrahieren sich gewisse Frequenzen oder gleichen sich wieder aus. Ich kenne keinen Effekt, bei dem es so viele verschiedene Ausführungen gibt. Ein erfahrener Tontechniker weiss, welcher Equalizer welche Stärken und Charakteristiken hat und setzt ihn dementsprechend ein.