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Wie laut muss ich meine Tracks machen?

basiswissen mixing May 07, 2018
Wie laut muss ich meine Tracks machen?

Wie laut müssen deine Tracks sein? Musst Du für jedes Portal eine eigene Master Datei abliefern oder gibt es gesunde Kompromisse? Wie Du deine Track Loudness bestimmen kannst erfährst Du gleich im folgenden Video.

 


 Ich kriege momentan viele Anfragen verunsicherter Produzenten. Seit die Lautheitsnormalisierung auf allen gängigen Musikportalen wie YouTube, Spotify, AppleMusic, Pandora, Tidal und vielen mehr Einzug gehalten hat, wächst die Unsicherheit bezüglich der Lautheit ihrer Produktionen.

 

Der Loudness War

Das ganze Fiasko ist ein Erbe des Loudness Wars. In den 2000er Jahren tobte ein Krieg zwischen den einzelnen Radios und den vielen Plattenfirmen um die lautesten Master. Das psychoakustische Phänomen, dass ein Musikstück besser klingt, sobald es lauter abgespielt wird, wurde bis zum Exzess ausgelebt. Das Ziel war es, bei gleicher Einstellung des Lautstärkereglers an der Musikanlage des Konsumenten lauter zu klingen als die Konkurrenz. Der eine Radiosender musste lauter sein als der andere und das Label X wollte um jeden Preis lauter sein als Label Y.

Durch den übermässigen Einsatz des digitalen Brickwall-Limiters entstanden zu dieser Zeit adynamische, hyperkomprimierte Mixe und Masters, aus denen jegliches Leben gepresst wurde. Das interessante war und ist, dass dies dem Konsumenten in keiner Weise bewusst war und dass es ihm auch egal war, ob er am Volume-Regler schrauben musste oder nicht.

Gewisse Musikstile die sich während dieser Zeit entwickelten, haben sich die akustischen Eigenheiten dieser massiven Audiobearbeitung einverleibt. Dazu gehört in erster Linie die elektronische Tanzmusik. Das ist an und für sich nichts schlimmes, nur die ganzen Streaming Portale standen vor einem Problem. Der Zuhörer stellt sich auf solchen Portalen eigene Playlists zusammen, welche zum Teil genreübergreifend sind und in verschiedenen Zeitdekaden produziert wurden. Es gibt bezüglich der gefühlten Lautheit der einzelnen Musikstücke grosse Diskrepanzen. Es ist schwierig sich Bob Marley nach Skrillex anzuhören ohne dabei den Laustärke Regler aufzureissen.

 

Die Streamingportale

Für diese Zwangslage kommen zwei Lösungen in Frage: entweder Du machst das leise Signal lauter, oder das laute leiser. Um die leisen Musikstücke lauter zu machen, musst Du einen Brickwall-Limiter einsetzten der das Signal verfälschen würde und somit ein No-Go ist. Es bleibt also nur die Option das laute Musikstück leiser zu machen. Dabei messen die Streaming-Portale nicht die Ausschläge, also Amplitude des Tracks, sondern die durchschnittlich gefühlte Lautheit über den gesamten Track. Jedes Streaming Portal hat eigene Regeln und Algorithmen entwickelt um die Musikstücke zu Analysieren. Diese sind alle leicht unterschiedlich und ein Geheimnis der jeweiligen Anbieter. Mit einem LUSF-Meter kannst Du jedoch die Ziel-Durchnittslautstärke der verschiedenen Portale messen.

 

YouTube

Bei YouTube kannst Du nachschauen um wie viel ein Song in der Lautstärke abgesenkt wurde, um den Spezifikationen zu entsprechen. Klicke mit der rechten Maustaste auf das Video und wähle aus den Menüs den Punkt «Statistiken für Nerds». Du siehst unter dem Punkt Volume/Normalized um wie viel % der Track leiser gemacht wurde. Bei diesem Beispiel eines bekannten Elektrokünstlers wurde die Lautstärke um satte 7dB abgesenkt. Das heisst, dass der Song eine durchschnittliche Lautheit von -5 bis -6 LUFS hat.

 

Die Loudness Messung

Denke daran, dass es unterschiedliche Messmethoden für die gefühlte Lautheit gibt!

Die erste Grösse ist die Momentary Loudness, welche die Lautheit innert 400ms misst. Die zweite ist die Short Term Loudness, die das Signal in einer Zeitspanne von 3 Sekunden analysiert. Die dritte Messmethode ist die Intergratet Loudness und die wird auf den Streaming-Portalen angewendet. Die Intergratet Loudness misst die Lautheit über den gesamten Track. Das heisst, das zarte Intro und der leise Zwischenteil fliessen genau so in die Messung mit ein, wie der Beatdrop und der volle Groove. Die Short Term Loudness ist am lautesten Punkt immer höher als die Intergratet Loudness. Mastere deshalb deine Tracks immer auf die Lauteste Stelle deines Songs. Wenn Das Meter -9 LUFS Short Term anzeigt, kannst Du annehmen, dass die Intergratet Loudness mindestens 1dB leiser, also -10LUFS ist, sofern dein Song keine allzu grosse Macro-Dynamik aufweist.

 

Die Loudness Normalisierung

Die Loudness Normalisierung ist eine gute Sache, denn sie hat einen gesunden Nebeneffekt. Da die Streaming-Portale die überkomprimierten Musikstücke leiser drehen, gibt es keinen Grund mehr für den Loudness War. Die Produzenten schaffen wieder Musik mit mehr Dynamik, was dem Hörerlebnis und der Musikalität zugute kommt. Wie erwähnt sind gewisse Genres stark mit dem Loudness War verwoben. Ausserdem gibt es immer noch Portale, die einen auf Peak-Pegel-Normalisierung machen wie beispielsweise Soundcloud. Ausserdem ist der Pre-View der Tracks auf den Downloadportalen wie Beatport und Co auch in Originallautstärke und wenn dein Track im Gegensatz zu den Anderen zu leise klingt, tritt der vorhin besprochene psychoakustische Effekt in Kraft.

 

Was tun?

Es geht also darum einen Kompromiss zu finden und das ist gar nicht so schwer. Denke einfach nicht daran. Es spielt keine Rolle wie laut die Anderen sind. Versuche nicht unter allen Umständen einer Norm zu entsprechen. Mastere so laut wie es für deinen Track nötig ist, nicht «weil es die Anderen auch so machen». Das Ziel ist es immer noch einen guten, ausgewogenen Track abzuliefern. Falls deine Musik eine Lautheit von -9LUFS aufweist, heisst das lediglich, dass er auf YouTube um 3-4 dB leiser gemacht wird. Das kannst Du verkraften. Masterst Du einen sehr perkussiven Track misst Du vielleicht -11LUFS. Du wirst aber Trotzdem kompetitiver sein, als wenn Du den Track laut ablieferst, dafür mit einer Heckenschäre alle Transienten abfräst.

Jedes Musikstück ist einzigartig und braucht eine angemessene Bearbeitung seiner Lautheit. Jedoch gibt es bei der Lautheit Grenzen. Wenn Du einen Track produzierst, der eine Loudness von -4LUFS aufweist, kannst Du sicher sein, dass da was schief läuft. Keine Musik kann mit einer so kleinen dynamischen Spannweite Druck aufbauen.

 

Das Dynamic Range und Loudness Meter DR MkII

Um die Kontrolle über die Lautheit, die dynamische Spannweite und die Inter Sample Peaks zu haben, benutze ich das DR Meter MkII von MAAT. Dieses Meter kann zwar noch viel mehr als nur Lautheit zu messen, ich verwende es aber in erster Linie dafür, denn es ist etwas vom genauesten was ich bisher gesehen habe. Mit diesem Plugin, das Du am Ende der Bearbeitungskette einsetzt, kannst Du alle möglichen dynamischen Einheiten ablesen. Als erstes fallen die prominent platzierten Anzeigen auf.

Der mittlere Balken zeigt dir je nach Einstellung die Dynamic Range, Peak to Short Term Ratio, auch PSR gennant, oder die R128 Loudness Range für Broadcast. Für uns ist die DR oder PSR von Bedeutung. Durch das Klicken auf den Balken wechselt die Anzeige der integrierten Dynamic Range zur integrierten Lautheit. Je Lauter die Musik ist, desto mehr verfärbt sich der Balken ins Rote. Mit der gelben Linie kannst Du deine Ziellautheit einstellen und siehst genau wo Du dich im Verhältnis dazu befindest. Je nach Portal kannst Du deinen Sound anpassen. Die dünnen Balken an der Seite zeigen dir die effektiven Spitzenausschläge an und messen die Intersample Peaks. Die Spitzenwerte über digital Null kannst Du an den Kästchen oberhalb der Balken ablesen. Für mich ist es essentiell keine Inter Sample Peaks im Master zu haben. Ich finde, das zeichnet unter anderem ein gutes Master aus.

Ganz zuunterst befindet sich die wichtigste Anzeige für mich. Sie zeigt die LUFS des Tracks an. Durch umschalten des L-Mode Knopfes kannst Du zwischen den verschiedenen LUFS Messungen wählen. Ich benutze vor allem die Short Time Loudness Anzeige, da ich damit die Gefühlte Lautstärke im lautesten Teil des Musikstücks am Besten bestimmen kann. Die Werte werden nummerisch und mit den etwas dickeren Balken angezeigt.

Du kannst natürlich das Meter deinen Bedürfnissen anpassen und die Ziele selbst bestimmen. Durch das Klicken auf das MAAT Logo oberhalb des Plugins öffnen sich die Einstellungen mit den einzelnen verstellbaren Parametern und den Voreinstellungen. Hier kannst Du die Ziellautheiten der einzelnen Portale laden und auch eigene Presets speichern.

 

Fazit

Mach dir keine allzu grossen Gedanken über die Lautheit deiner Tracks. Das wichtigste ist, dass der Track genug atmet und den Charakter des jeweiligen Genres wiederspiegelt. Die Streaming-Portale haben es uns leicht gemacht, denn bei ihnen ist alles gleich laut. Achte einfach darauf, dass deine Musik gesund bleibt und als Thermometer für diese Aufgabe ist das DR Meter MkII von MAAT meines Wissens das geeignetste.

Trulli Trulli 

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