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Wie Du ein Hallgerät richtig einstellst

basiswissen mixing Apr 26, 2018
Wie Du ein Hallgerät richtig einstellst

In einem Mix ist es nicht nur wichtig, dass die Schallquellen gut ausbalanciert und im Panorama verteilt sind, sondern auch wie weit weg die Quelle vom Zuhörer wahrgenommen wird. Der Hall bestimmt in der Natur die Grösse eines Raums und die Entfernung einer Schallquelle . Um eine Tiefenstaffelung der Instrumente zu erreichen, bedienen wir uns zweier Effektgeräte, des Equalizers und des Hallgerätes (Reverb).

 

Stellen wir uns die Situation bildlich vor

Der Zuhörer steht in einem Raum und die Schallquelle befindet sich vor ihm. Der Schall des Instrumentes strahlt in Richtung des Zuhörers und erreicht auf direktem Weg das Ohr. Gleichzeitig werden gewisse Schallwellen auch Richtung Wand und Decke abgestrahlt. Sie werden wie in einem Spiegel abgelenkt und erreichen auf indirektem Weg ebenfalls das Ohr des Zuhörers, jedoch mit einer zeitlichen Verzögerung. Diese Verzögerung nennt sich Pre-Delay oder Anfangszeitlücke. Das Pre-Delay bestimmt den Abstand des Instrumentes zum Zuhörer. Je kürzer das Pre-Delay ist, umso weiter weg ist das Instrument. Je grösser das Pre-Delay ist, desto näher erscheint uns das Instrument. Diese ersten Signale, die unser Gehör nach dem Direktschall erreichen, nennen sich «erste Reflexionen».

 
Nahe Schallquelle Die ersten Reflexionen und der Raumschall müssen gegenüber dem Direktschall einen erheblich längeren Weg zurücklegen deshalb entsteht eine grössere Anfangszeitlücke zwischen dem Direktschall und den ersten Reflexionen.

 
Ferne Schallquelle Das Verhältnis des Weges zwischen Direktschall und ersten Reflexionen ist kleiner als bei nahen Schallquellen. Der Direktschall, die ersten Reflexionen und der Raumhall liegen nah bei einander.

 

Anhand des Klanges dieser ersten Reflexionen wird die Beschaffenheit des Raumes erkannt

Haben die Reflexionen einen sandigen und warmen Klang, ist die reflektierende Fläche rau und weich (Holzwand, Tapete), klingen die ersten Reflexionen klar und definiert, sind die reflektierenden Objekte hart und glatt (Kacheln, Betonwand).

 

Trockenes Signal

Harte Oberfläche

Weiche Oberfläche

 

Die danach folgenden Schallwellen, die von mehreren Gegenständen reflektiert wurden, nennt man «Diffusschall» oder «Raumhall»

Anhand des Raumhalls bestimmt unser Gehirn die Grösse des Raums. Je länger die Hallfahne ist, desto grösser wird der Raum empfunden. Man stelle sich eine Besenkammer (kurze Hallfahne) im Verhältnis zu einer Kathedrale (lange Hallfahne) vor.

Zimmerhall (kurze Hallfahne)

Kathedralhall (lange Hallfahne)

 

Gleichzeitig geschieht noch etwas anderes

Die Schallwellen, welche umgeleitet werden, verlieren aufgrund der Luftreibung an Energie, deshalb werden diese leiser und büssen zudem in den hohen Frequenzen an Brillanz ein. Je näher also ein Instrument ist, desto leiser ist der Hall im Verhältnis zur Schallquelle und desto dumpfer ist er. Da der Schall den Weg vom Instrument zur reflektierenden Oberfläche und weiter zum Zuhörer bewältigen muss verliert dabei an Kraft. Im umgekehrten Fall, je weiter das Instrument vom Zuhörer entfernt ist, desto weniger Höhenanteile hat der Direktschall, da er eine längere Distanz zurücklegen muss als bei einer naher Positionierung. Gleichzeitig muss der Hall eine kürzere Strecke bewältigen und hat somit mehr Höhenanteile.

 

Diesen Umstand Kannst Du Dir beim Mixing zunutze machen

Willst Du beispielsweise die Backing Vocals mehr in den Hintergrund schieben, senke einfach die Höhen ein wenig ab.

Mit dem Zusammenspiel aus Pre-Delay, Klang der ersten Reflexionen, Hall-Länge und Höhenanteile, kannst Du nun die Position eines Instrumentes in einem virtuellen Raum modellieren.

 

Im folgenden Beispiel habe ich mit Hall und EQ einen Bläsersatz in verschiedenen Entfernungen positioniert

Ich habe mit drei Hallspuren gearbeitet.

Bei der Ersten benutze ich ein langes Pre-Delay und habe den Hall in den Höhen leicht beschnitten.

 

Bei der Zweiten habe ich das Pre-Delay verkürzt, den Direktschall in den Höhen leicht abgesenkt und ein bisschen leiser gemacht, dafür den Hall ein wenig lauter und die Höhen wieder ein wenig dazugegeben.

 

Beim Dritten verkürze ich das Pre-Delay auf nahezu null, die Höhen des Halls sind unbearbeitet, dafür habe ich die Höhen beim Direktsignal weiter abgesenkt. Auch hier habe ich das Direktsignal ein wenig leiser gemacht, dafür den Hallanteil erhöht.

 

Hier noch die drei Klangbeispiele hintereinander:

 

Der längste Nachhall der Welt, der in einer künstlicher Umgebung erzeugt wurde, befindet sich in Schottland in einem Öltank. Dieser Tank ist doppelt so lang wie ein Fussballfeld, 9m breit und 13.5m hoch. Er wurde im 2. Weltkrieg für das Lagern von 25.5 Millionen Liter Öl gebaut. Die Nachhallzeit beträgt im Schnitt 75 Sekunden. Die längste Hallfahne wurde bei 125Hz gemessen und beträgt ganze 112 Sekunden.

Trulli Trulli 

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