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Techno Mastering von A-Z

hardware mastering mixing plugins May 06, 2018
Techno Mastering von A-Z

Möchtest Du wissen was beim Techno Mastering mit deinem Song passiert? Sind dir die Schritte, die gemacht werden müssen nicht bekannt? In diesem Video zeige ich dir anhand eines Beispiels, wie ein Techno Track gemastert wird.

 


In diesem Artikel erfährst Du wie ich einen Techno Track mastere. Das Mastering ist die Kunst der kleinen Schritte. Sehr selten wirst Du einen Mastering Engineer finden, der grobe Bearbeitungen mit nur einem Prozessor durchgeführt. Meistens benutzen wir mehrere Werkzeuge, die einzeln nur wenig Arbeit verrichten. Ziel ist es ein gut ausbalanciertes Techno Mastering zu erstellen, welches von der Lautheit her auf dem Dancefloor funktioniert, genug Druck hat und trotzdem keine Intersample Peaks aufweist. Denke daran, dass jeder Eingriff ins Stereofile mehrere Auswirkungen haben kann. Senkst Du beispielsweise die Bässe ab, werden die Höhen präsenter. Komprimierst Du die Hihat Region, wird die Snare in den Vordergrund geschoben usw.

 

Techno Mastering Mind Set

Um ein gutes Techno Mastering zu machen, müssen wir den Track mit einer gewissen Lautstärke abhören. Gemäss der Flecher Munson Kurve wird unser Gehör immer linearer, je höher der Schalldruck ist. Wenn Du einen Technotrack zu leise mischst oder masterst, wirst Du in einem Klub oder der laut aufgedrehten Autoanlage zu präsente Bässe und zu schrille Höhen haben. Ein guter Wert fürs Mastering sind 83-85dB. Das ist relativ laut, schädigt jedoch das Gehör auch bei langen Sessions nicht. Wichtig ist, dass Du immer wieder Pausen einlegst. Alle 55 Minuten 5 Minuten Pause. Das heisst aus dem Studio raus, am besten kurz an die frische Luft um das Gehör wieder auf natürlichen Klang zu eichen.

 

Ablauf

Ich unterteile das Mastering in vier Schritte:

 

Säuberung

Im ersten Schritt entferne ich dem File Resonanzen mit dynamischen und statischen Equalizern, balanciere die Dynamik mittels Multibandkompressoren aus und verwende De-Esser und HF Limiter. Ich achte auf die Bass-mono-Kompatibilität und senke bei Bedarf die Bässe und die Höhen mit einem EQ mit breiter Flankensteilheit ab. In diesem Schritt setzte ich auch den Limiter ein.

Der Limiter kommt schon sehr früh zum Einsatz. Durch die grosse dynamische Bearbeitung bei Techno und Hiphop, wird die Frequenzbalance stark verändert. Wenn ich den Limiter als letztes Plugin einsetzte, werden alle vorherigen Schritte beeinträchtigt.

Wie vorher schon erwähnt, beeinflusst jeder Schritt die gesamte Bearbeitungskette. Der Limiter ist und bleibt die letzte Instanz der Mastering Kette, von Analyse-Tools mal abgesehen. Trotzdem aktiviere ich den Limiter bevor die färbenden Klangprozessoren eingesetzt werden.

 

Klanglicher und emotionaler Fokus setzten

Nach der Säuberung und der Limitierung des Files bearbeite ich das Klangbild und den Druck. Dafür verwende ich hauptsächlich Hardware Kompressoren und Equalizer. Während dieses Schrittes feile ich an der Transientenwiedergabe, dem Frequenzbild, der Präsenz und dem High- und Low-End.

Die Reihenfolge der Prozessoren ist nicht fix. Ich benutze eine relaisgesteuerte Patch Bay, damit ich die einzelnen Prozessoren in Echtzeit irgendwo in die Bearbeitungskette einfügen und wieder entfernen und deren Position im Signalweg ändern kann. Diese Patchbay erlaubt mir auch parallele Prozesse zu fahren, wie beispielsweise der NY Kompression oder dem parallelen EQing.

 

Politur

Als drittes passe ich die Lautheit und die Stereoverteilung an, entferne Störungen im M-S Bild und setzte bei Bedarf Bandmaschinen und Saturationstools ein. Spezialisierte Prozesse wie De-Edger oder Harshness Controler setzte ich auch am Schluss ein. In der Reihenfolge nicht zwingend nach der Hardwarebearbeitung, aber vom Zeitpunkt her schon. Die Reihenfolge der Prozessoren ist immer sehr wichtig und Du musst dich im vornherein schon entscheiden was Du mit dem File machen möchtest um dann das richtige Werkzeug zur Hand zu haben.

 

Endkontrolle

Zum Schluss prüfe ich das File auf Intersample Peaks, rendere den Track und höre ihn mir währenddessen an. Ich fotografiere die Hardware für einen eventuellen Total Recall und lege die Bilder gut beschriftet in den Ordner des Songs ab. Zuletzt kontrolliere ich das Master in Wavelab auf Lautheit und Inter Sample Peaks, schneide vorne und hinten die Pausen weg und setzte die Fades.

 

Aufbau

Ich arbeite beim Techno Mastering in Reaper. Bei Stereofiles benutze ich meistens drei Spuren plus eine Masterspur. Bei Stem-Masterings oder parallelen digitalen Prozessen verwende ich Gruppen, das ist in diesem Fall jedoch nicht notwendig.

Auf der Spur Nummer 1 habe ich den Mix des Kunden mit dem dazugehörigen Kanalzug. Ich schaue, dass er den Spitzenwert von -6dBFS nicht übersteigt. Somit bin ich bezüglich Headroom für alle Bearbeitungsschritte auf der sicheren Seite. Diese Spur route ich über den Digital-Analog Wandler in die Hardwarekette.

Nach der Hardware Bearbeitung route ich das analog bearbeitete Signal über Analog-Digital Wandler wieder zurück in die Masterspur im Projekt.

Auf die zweite Spur kopiere ich das Originalfile.

Falls ich ein Album mastern muss, benutze ich die oberste Spur für den bereits gemasterten Referenztrack. In unserem Beispiel brauchen wir jedoch keinen.

Zur Kontrolle der Bearbeitungsschritte benutze ich das Plugin Master Check von NuGen Audio. Dieses Plugin erlaubt eine lautstärkekompensierte Abhörsituation. Du kannst also zwischen dem Ursprungsmix auf der zweiten Spur und dem bearbeiteten Master hin und her schalten, ohne von unterschiedlichen Laustärkeverhältnissen beeinflusst zu werden.

Das Plugin besteht aus zwei Instanzen. Einem Send- und einem Recieve Plugin. Ich kann das Send Plugin auf mehreren Spuren einsetzten und beim Master Plugin die Vergleichsquelle auswählen. Das Plugin zeigt auch die gefühlte Lautstärke und die Intersample Peaks an.

 

 

Säuberung

Der Track den ich benutze heisst Highway und wurde von der Producer Community ELEVATOR MOVING produziert.

 

Resonanz in den Höhen entfernen

Was mir als erstes auffällt, sind die überbetonten Bässe und die zu harschen Höhen.

Diese Höhen werde ich nun ein wenig eindämmen. Da dieses Frequenzband nicht über den gesamten Track überpräsent ist, benutze ich einen dynamischen Equalizer, den bx_dynEQ.

Ich schalte das Band auf Solo, damit ich genau höre wo sich die Resonanz befindet.

Bei 7283 kHz pfeift es am meisten. Sobald diese Frequenz einen gewissen Schwellwert übersteigt, regelt der Equalizer das Band im Verhältnis zur überschrittenen Lautstärke herunter.

 

Bass-Kontrolle it dem UAD Multiband Compressor

Die Bässe möchte ich nicht einfach linear absenken. Techno muss einen omnipräsenten Bass haben, deshalb grenze ich lieber die Dynamik mit einem Multibandkompressor ein.

Da der Track das Pumpen zwischen Bassdrum und Bass als Stilmittel benutzt, unterteile ich die Bassfrequenzen in zwei Bänder. In den Subbass- und den hohen Bass Bereich. Die Attack-Zeit muss relativ lange sein und die Release so kurz wie möglich, ohne Verzerrungen zu verursachen.

Mit dem Threshold bestimmst Du den Punkt ab dem die Kompression einsetzen soll und mit der Ratio bestimmst Du den Grad der Kompression.

 

Mitten zähmen mit dem Oxford SuprEsser

Nun widmen wir uns den Mitten zu. Die Snare möchte ich ein wenig dezenter haben, deshalb benutze ich den Sonnox SuprEsser.

Dieses Plugin ist eigentlich ein De-Esser, wird aber sehr gerne als cleanen Kompressor oder High Frequency Limiter benutzt. Die Attack und Releasezeiten so wie der affektierte Frequenzbereich können akribisch eingestellt werden.

Das Plugin ist sehr transparent und ich benutze es gerne, wenn ich von einem Multibandkompressor nur ein einzelnes Band benutzen möchte.

 

Bässe und Höhen eingrenzen mit dem UAD BAX EQ

Der Bassbereich wummert immer noch ein bisschen. Diese Bass-Überbetonung wird unsere Kompressoren zu stark ansprechen.

Genauso verhält es sich mit den zu giftigen Höhen.

Ich senke diese Frequenzen gerne vor der Kompression ab, um sie danach mit einem Hardware-EQ wieder anzuheben.

 

Letzte Bass-Anpassung

Eine kleine Resonanz im Bassbereich ist geblieben. Diese entferne ich mit dem MDWEQ5. Dieser EQ ist für mich der unhörbarste und sauberste digitale Equalizer auf dem Markt.

 

Limitierung

Nun stelle ich den Limiter am Ende der Masterkette ein. Ich erhöhe den Pegel des Files um etwa 6dB.

Mit den Attack- und Release Reglern bestimme ich das Einschwingverhalten des Limiters, damit die Bässe nicht zu stark beschnitten werden. Der Enhance Regler macht das Signal dichter.

 

Vorher-Nachher Kontrolle

 Das Vergleichen der Files mit dem Master Check Plugin ist in dieser Phase der Bearbeitung ein stetiges Muss.

 

Hardware Bearbeitung

In diesem Schritt der Bearbeitung möchte wird der Impact und die Emotionalität des Tracks verbessert.

 

Dangerous Music Liaison

Die Schaltzentrale des Studios ist der Dangerous Music Liaison. Dieses Gerät schaltet alle Analogen Hardware Geräte zusammen. Die einzelnen Prozessoren sind in zwei Reihen angeordnet, wobei der Ausgang des ersten Busses in den Eingang des zweiten Busses geroutet wird. Somit kannst Du die Reihenfolge der Units nach Belieben ändern.

Mit dem Flip Knopf wird die Reihenfolge zweier aufeinander folgenden Units getauscht und mit den blauen Knöpfen hier unten kannst Du den Prozess abgreifen und dem Hauptsignal parallel hinzufügen.

 

Rupert Neve Portico II Master Bus Processor

Da ich zu Beginn einen cleanen Kompressor einsetzten möchte, greife ich zum Portico Master Bus Processor. Ich erhöhe im Mittensignal die Bässe und im Seitensignal die hohen Mitten.

Dieses Signal bearbeite ich mit dem Kompressor. Ich wähle die alte, klassische Schaltung mit Feed-Back Detektion und RMS als Steuersignal. Ich möchte, dass die Kick gut durchdringt. Deshalb arbeiten wir mit einer langen Attackzeit.

Den Threshold kann ich nun zurückdrehen und die Ratio setzte ich aus 1.5:1

Mit dem Silk Button kann das Biasing des Transformators stufenlos hinzufügt werden. Das färbt und sättigt das Signal sehr angenehm.

Um den Portico II Master Bus Processor in Aktion zu hören klicke auf diesen Artikel.

 

Manley Vari Mu

Nach dem MBP schlaufe ich das Signal durch den Manley Vari Mu. Dieser Kompressor ist alles andere als „unhörbar“. Er besitzt grosse Toleranzen zwischen dem linken und dem rechten Kanal, doch genau das gibt dem Sound Körper und Wärme. Die Tiefenstaffelung wird hervorgehoben und das Frequenzbild angenehm geglättet.

Auch hier verwenden wir wieder eine lange Attackzeit(70ms) und ein kurzes Release (200ms). Der Output ist kalibriert, ich arbeite mit diesem Unit nur mit dem Input und dem Threshold.

 

Great River MAQ-2NV

Der Great River MAQ 2NV EQ ist ein sehr schneller Equalizer das heisst, dass er sehr gut mit Spannungswechseln umgehen kann. Er färbt die Transienten und klingt knackig und direkt.

Bei 150 Hz hebe ich die Bässe ein wenig an, bei 470Hz bearbeite ich den Körper des Tracks und bei 3.9 kHz erhöhe ich die Präsenz.

API 5500

Der API 5500 ist im Vergleich zum Great River ein eher langsamer Equalizer.

Um die Frequenzen der Sprachverständlichkeit zu erhöhen heben wir bei1kHz ein wenig an. 200Hz gibt der Bassdrum noch ein bisschen Wärme.

 

Kush Audio Clariphonic

Der Clariphonic ist ein High Shelf Equalizer mit einer parallelen Schaltung. Das Focus Band erhöht mit einem breitbandigen Glockenfilter die Frequenzen um 800Hz. Der Clarity Regler hebt mit einem Kuhschwanzfilter die Frequenzen bei 39kHz an.

Du denkst jetzt sicher: «Weshalb hebt man so hohe Frequenzen überhaupt an? Die hört ja niemand!» Das stimmt, sofern Du nicht Fledermausmusik machst.

Die Flankensteilheit dieses Filters ist jedoch so flach, dass das Frequenzband bis in den menschlich hörbaren Bereich ragt.Die Höhen werden somit wunderschön angehoben und verlieren keine Details. Die Transienten bleiben klar und verschwimmen nicht. Mit diesem Equalizer öffnest Du den Song und schiebst den Vorhang zur Seite.

 

Tegeler Audio Manufaktur Créme

Damit der Track noch mehr Druck erzeugt, fahren wir mit der gesamten Kette parallel in den Tegeler Audio Crème. Wir komprimieren das File ohne Ende.

Nebst der harten Kompression heben wir den Subbass mit dem eingebauten Pultec Equalizer an und geben noch eine wenig Klarheit in die Höhen. Nicht vergessen: Alles ist im parallelen Modus.

 

Politur

In diesem Schritt schleife ich noch die Kanten, mache den Sound ansprechender und limitiere die Inter Sample Peaks.

 

bx_control

Mit dem bx_control Plugin kannst Du das Stereobild verbreitern und die Monokompatibilität gewährleisten. Bei diesem Track wurde schon in der Produktion auf die Mono Kompatibilität geachtet, deshalb braucht es keine Bearbeitung der Stereoinformationen im Bassbereich.

 

Ploytec AROMA

Um den Track noch griffiger zu machen möchte ich die Sättigung erhöhen. Ich könnte eine Bandmaschine benutzen, entscheide mich jedoch für das Saturationsplugin Aroma.

Der Regler Salt erzeugt nebst harmonischen auch nicht harmonische Obertöne. Das möchte ich in diesem Track nicht.

Der Sugar Regler emuliert eine Bandmaschine mit ihrem typischen Tape Bump im Bassbereich. Auch das möchten wir vermeiden. Deshalb konzentrieren wir und auf Pepper und Chili.

 

bx_digital V3

Mit diesem mächtigen M-S Equalizer Plugin kontrolliere ich nochmals das Stereofeld. Im Seitensignal sticht eine holzige Frequenz bei 760Hz sehr dominant hervor. Diese entferne ich mit dem Side Equalizer.

 

bx_refinemet

Die digital klingenden Frequenzen bei 3-3.5 kHz könnte man nun mit einem Dynamischen Equalizer zähmen.

Doch eigens für dieses harsche Frequenzband wurde ein Plugin entwickelt, das bx_refinement. Nebst einer dynamischen Dämpfungsfunktion besitzt das Plugin eine Sättigung, einen Presänz-Reger um die zuvor abgesenkten Frequenzen zu kompensieren und einen Mix-Regler um das originale mit dem bearbeiteten Signal zu mischen.

 

Kontrolle der Peaks und Lautheit

Mit dem Limiter und dem Master Check kontrolliere ich die Intersample Peaks und passe zum letzten Mal die Lautheit an. Ich möchte einen digitalen Headroom von 5dB nicht überschreiten und keine Intersample Peaks generieren.

Nun rendere ich das File in Echtzeit und kontrolliere es auf hörbare Artefakte.

 

Endkontrolle

In Wavelab schneide ich die Pausen des Files vorne und hinten ab und setzte am Anfang und am Schluss ein kleines Fade-In und Fade–Out um Knackser zu vermeiden.

Ich kontrolliere das File, messe die effektiven Peaks und die LUFS damit ich sicher bin, dass auf Consumergeräten keine Verzerrungen entstehen.

 

Fazit

Beim Techno Mastering musst Du immer auf die Lautstärke achten. Höre den Track relativ laut ab, achte auf ein ausgewogenes Frequenzbild mit nicht zu starken Bässen und Höhen, limitiere ihn nicht zu Tode. Versuche den Impact des Tracks in den Vordergrund zu stellen. Schliesslich ist Techno Tanzmusik. Bedenke aber, dass dieses Mastering ein einmaliger Workflow ist. Beim nächsten Mastering werden die Reihenfolgen und die Prozessoren grundverschieden sein. Der Mastering Engineer kennt seine Werkzeugkiste und weiss genau wann er welches Tool einsetzten muss.

Trulli Trulli 

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