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Für einen transparenten Sound: Die richtigen Filterkurven einsetzen!

equalizer filter Mar 08, 2023
equalizer

Der Equalizer ist ein essentielles Werkzeug im Mixing-Prozess, um den Sound und die Energieverteilung von Audioaufnahmen gezielt zu verändern. Doch welche Filterkurven gibt es eigentlich und wann setze ich welche ein? Diese Frage taucht immer wieder auf und hat mich dazu veranlasst, die gängigsten Filterkurven und deren Anwendungsgebiete aufzulisten.

Bisher habe ich noch keinen Equalizer gefunden, der alle Filterkurven abdeckt. Deshalb bin ich ein grosser Fan davon, viele unterschiedliche Equalizer einzusetzen, da jeder Hersteller seinen eigenen Sound hat. Das liegt daran, dass in den Plugins immer dieselben spezifische Algorithmen verwendet werden.  Zudem legen die verschiedenen Hersteller die Kurven unterschiedlich aus.

Wenn du mehr darüber wissen möchtest, klicke hier: 3 Gründe für verschiedene Equalizer

Gut zu wissen: Bei Equalizern heisst es «das Filter», nicht wie der Fotobearbeitung, da sagt man «der Filter».

 

Equalizer-Filterkurven im Überblick: Welche Filterkurve eignet sich für welchen Einsatz?

 

Die wichtigsten Parameter des Equalizers:

  1. Frequenzwahl: Damit bestimmst du, bei welcher Frequenz das Filter eingreifen soll. Die Auslegung ist jedoch von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Es ist deshalb wichtig, dass du mit deinen Ohren arbeitest und nicht mit den Augen.
  2. Hub/Amplitude: Mit diesem Parameter bestimmst du wie stark die gewählte Frequenz angehoben (verstärkt) oder abgesenkt werden soll.
  3. Flankensteilheit (Q): Du kannst mit diesem Regler einstellen, in welchem Masse die anliegenden Frequenzen zusammen mit der ausgewählten Hauptfrequenz bearbeitet werden sollen. Die Flankensteilheit wird in dB pro Oktave angegeben. Ein Q von 12 dB bedeutet, dass das Signal innerhalb einer Oktave um 12dB angehoben oder abgesenkt wird.

 

Die gängigsten Filter

Die bekanntesten Equalizer-Filter findest du in den meisten Stereoanlagen, Autoradios, Smartphones und sonstigen Consumer-Geräten.

 

Das Glockenfilter (Bell)

 

Die Form des Filters sieht aus wie eine Glocke. In der Mitte der Glocke kannst du eine Frequenz definieren und diese lauter oder leiser machen. Man spricht bei dieser bestimmten Frequenz von der Scheitelfrequenz.

Es wird nicht nur die eine gewählte Frequenz angehoben, sondern auch die jeweils angrenzenden, jedoch in weniger starkem Ausmass. Je nachdem wie stark die angrenzenden Frequenzen bearbeitet werden, besitzt das Glockenfilter unterschiedlich steile Flanken. Je steiler die Flanken sind, desto kleiner ist die Basisbreite des Filters. Zudem entstehen bei steileren Flanken grössere Phasenrotationen.

Klicke hier, um mehr über Phasenrotationen zu erfahren: Wie linearphasige Equalizer funktionieren

Bei diesem Filter kannst du verschiedene Parameter einstellen:

  • Frequenz
  • Amplitude (Lautstärke der gewählten Frequenz)
  • Q (Flankensteilheit)  

 

Bei Glockenfiltern unterscheidet man zwischen «constant Q» und «relative Q».

Constant Q: Beim Anheben oder Absenken der Amplitude bleibt der Winkel der Flanke immer gleich. Das bedeutet, dass die Basis bei einer Anhebung breiter (grösser) wird.

 

Relative Q: Beim Anheben oder Absenken der Amplitude, bleibt die Basisbreite immer gleich und somit verändert sich die Flankensteilheit.

Anwendungsgebiet:

Einerseits können Glockenfilter verwendet werden, um unerwünschte Resonanzen (schmale Überbetonungen) in einem Audiosignal zu entfernen. Andererseits eignen sie sich hervorragend dazu, Charaktereigenschaften zu verstärken.

Dank der einstellbaren Bandbreite von Glockenfiltern kann man auch gezielt die Energien im Audiosignal verschieben. Breite Glockenfilter können beispielsweise verwendet werden, um die Klangbalance eines Mixes anzupassen. Das ist vor allem beim Mastering von Bedeutung.

 

Das Kuhschwanzfilter (Low- und High-Shelf)

 



Der Name dieses Filters ist Programm. Es sieht nämlich so aus, wie wenn eine Kuh ihr Geschäft verrichtet und dabei den Schwanz hebt. Das ist nicht von mir erfunden, sondern eine offizielle Bezeichnung.

Dieses Filter hebt oder senkt alle Frequenzen unter- oder oberhalb einer eingestellten Frequenz an oder ab. Die gewählte Frequenz nennt man in diesem Fall die Grenzfrequenz.

Bei diesem Filter kannst du folgende Parameter einstellen:

  • Frequenz
  • Amplitude (Lautstärke der gewählten Frequenz)
  • Q (Flankensteilheit) 

Je nachdem wie stark die Flankensteilheit eingestellt ist, entstehen bei gewissen Algorithmen Resonanzen an den Stellen, an denen das Filter wieder in die Horizontale übergeht.

Diese Über- und Unterbetonung nennt man Over- oder Under-Shoot. Filter, die beide Betonungen aufweisen, klingen nicht so musikalisch wie solche, die nur einen Under Shoot aufweisen.

Du kannst die Unter Shoots dafür benutzen, um das Signal vor der eigentlichen Anhebung auszudünnen. Das bietet sich vor allem an, wenn du das Low-End (tiefe Bassfrequenzen) anheben möchtest, ohne dass die tiefen Mitten schwammig werden. Oder wenn du einer Stimme «Luft» geben willst, ohne jedoch die Zischlaute zu exponieren.

Anwendungsgebiet:

Ein Shelf Filter setzt du ein, um ab einem gewissen Punkt im Spektrum die Frequenzen anzuheben oder abszusenken. Mit einem Shelf Filter kannst du auch sehr gut die Energien im Frequenzbild ausbalancieren.

 

Das Pass-Filter (Low- und High-Cut / Low- und High-Pass)

 

Mit dem Pass-Filter setzt du eine Grenze. Unter- oder oberhalb dieser Grenze werden alle Frequenzen abgeschnitten. Nicht wie beim Kuhschwanzfilter, wo diese Frequenzen nur abgesenkt werden. Die gewählte Frequenz nennt man jedoch wie beim Kuhschwanzfilter die Grenzfrequenz.

Bei diesem Filter kannst du folgende Parameter einstellen:

  • Frequenz
  • Q (Flankensteilheit)

Je nachdem, wie steil du die Flanke einstellst, entstehen an der Grenzfrequenz mehr oder minder starke Phasenrotationen. Das kann beim Mischen zu ungewollten Auslöschungen führen. Deshalb vermeide ich diese Filter soweit es geht und benutze stattdessen Kuhschwanzfilter.

Anwendungsgebiet:

Ein Pass-Filter benutzt du, wenn du oberhalb oder unterhalb einer gewissem Punkt im Spektrum alle Frequenzen komplett entfernen möchtest.

Ich setze sie in erster Linie ein, um Trittschall zu entfernen. Zum Beispiel bei Mikrofonaufnahmen bei denen keine musikalisch wichtigen Informationen im Bassbereich vorkommen.

Weshalb ich Pass-Filter jedoch grösstenteils vermeide, kannst du hier nachlesen: Weshalb du keinen Low-Cut einsetzen solltest

 

Spezielle Pass-Filter

 

Elliptic-Filter

Bei diesem Filter handelt es sich um ein Low- oder High-Pass Filter mit sehr steiler Flankensteilheit. Ein sogenanntes Stop-Filter.

Durch die mathematische Berechnung entstehen nach der Grenzfrequenz leichte Wellenformen, die für ein Elliptic-Filter charakteristisch sind.

Anwendungsgebiet:

Elliptic Filter setzt du ein, wenn du ganz klare Schnitte im Frequenzspektrum vollziehen willst. In der Praxis habe ich diese Filter bei Mastering-Transfer-Konsolen wie der MTC-1X von Maselec gesehen. Damit entfernst du unerwünschte Sub-Bass-Informationen oder einen Gleichstromversatz. Erfahre hier, was ein Gleichstromversatz ist.

 

Bandpass-Filter

Das Bandpass Filter ist eine Kombination zwischen einem Low- und einem High-Cut-Filter. Du kannst dieses Filter also auch selbst mit zwei Pass-Filter erzeugen.

Anwendungsgebiet:

Bandpass-Filter werden eingesetzt, wenn du einen ganz spezifischen Teil des Frequenzspektrums isolieren willst. In der Musikproduktion habe ich dieses Filter äusserst selten angewendet. Höchstens mal für gewisse Effekte.

In der Kommunikationstechnik werden sie jedoch oft eingesetzt. Z.B. bei der Telefonübertragung. Da werden alle Frequenzen unter- und oberhalb der Sprachverständlichkeit entfernt, um Daten bei der Übertragung zu sparen (Telefoneffekt).

Bei diesem Filter kannst du folgende Parameter einstellen:

  • Frequenz
  • Q (Flankensteilheit)

 

Exotische Filter

 

Das Notch-Filter

 

Beim Notch-Filter handelt es sich um ein Glocken-Filter mit sehr steiler Flanke. Meist kannst du mit dem Notch-Filter ganz gezielt eine Frequenz entfernen, da die Amplitude nicht begrenzt ist, sondern bis ins Unendliche reicht. Im Gegensatz zu einem Glocken-Filter, wo die Amplitude begrenzt ist. Mit dem Notch-Filter kannst du keine Anhebungen machen.

Bei diesem Filter kannst du folgende Parameter einstellen:

  • Frequenz
  • Q (Flankensteilheit) 

Anwendungsgebiet:

Das Notch-Filter wendest du an, wenn du gezielt Resonanzen und Pfeifen aus deinem Signal entfernen musst.

 

Die Frequenzwaage (Tilt-Filter)

 

Wir unterscheiden zwischen zwei Arten von Frequenzwaagen. Dem Tilt-Shift Filter und dem Linear-Tilt Filter.

Das Tilt-Shift-Filter besteht aus zwei entgegengesetzten Low- und High Shelf Filtern. 

Bei diesem Filter kannst du folgende Parameter einstellen:

  • Frequenz
  • Amplitude (Lautstärke der gewählten Frequenz)
  • Q (Flankensteilheit) 

Das Linear Tilt-Filter ist eine mathematisch lineare Filterkurve. Je stärker du die Amplitude bearbeitest, desto steiler wird die Flanke.

Bei diesem Filter kannst du folgende Parameter einstellen:

  • Frequenz
  • Amplitude (Lautstärke der gewählten Frequenz)

Anwendungsgebiet:

Die Tilt-Filter setzt du ein, wenn eine Dysbalance im Frequenzspektrum besteht. Z.B. wenn Aufnahmen sehr dumpf klingen und gleichzeitig zu wenig brilliant sind. Ein Vertreter dieses Filters ist der Gyraf G-23S. Diese Hardware wird oft im Mastering eingesetzt.

 

 

Flat-Top-Filter

 

Das Flat-Top-Filter ist nichts anderes als ein Glockenfilter mit abgeflachter Spitze.

Bei diesem Filter kannst du folgende Parameter einstellen:

  • Frequenz
  • Amplitude (Lautstärke der gewählten Frequenz)
  • Q (Flankensteilheit) 

Anwendungsgebiet:

Das Flat-Top-Filter setzt du ein, wenn du den Fokus nicht auf eine spezifische Frequenz setzten möchtest. Durch die abgeflachte Glocke entstehen bei diesem Filter keine Resonanzen an der Scheitelfrequenz. Dieses Filter kannst du auch selbst erstellen, indem du ein breites Bandpass-Filter parallel zum zu bearbeitenden Signal hinzufügst.

 

Sword-Filter

 

Das Sword-Filter ist ein sehr spezielles Filter. Die Flanke beschreibt eine sinusoide Kurve. Durch die Bearbeitung des Q-Faktors, veränderst du in erster Linie die Basisbreite.

Bei diesem Filter kannst du folgende Parameter einstellen:

  • Frequenz
  • Amplitude (Lautstärke der gewählten Frequenz)
  • Basisbreite

Anwendungsgebiet:

Das Sword-Filter hat kein spezifisches Anwendungsgebiet. Setze es wie ein Glocken- oder Flat-Top-Filter ein.

 

Das Kammfilter

 

Das Kammfilter besteht aus einer Reihe aneinander gereihte Notch-Filter, die in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen (natürliche Obertonreihe).

Bei diesem Filter kannst du folgende Parameter einstellen:

  • Frequenz
  • Harmonisches Verhältnis

Anwendungsgebiet:

Das Kammfilter benötigst du, um Störgeräusche zu entfernen. Z.B. ein 50Hz Brummen in einem Audiosignal. Durch die harmonisch angestimmten Filter, entfernst du ebenfalls die entstehenden Obertöne.

 

Fazit

 

Der Equalizer ist das wichtigste Werkzeug in der Tontechnik. Du kannst damit die Signale säubern und veredeln. Die Verwendung der vielen unterschiedlichen Filterkurven setzt voraus, dass du dich intensiv mit ihnen beschäftigst.

Du musst genau wissen, was die Nebeneffekte der einzelnen Filter sind und welche Artefakte sie erzeugen. Teilweise kannst du jedoch diese Artefakte zu deinem Vorteil nutzen.

Wichtig ist immer, dass du dir Zeit nimmst, um die grundlegenden Konzepte und Prinzipien der Filter zu verstehen und die Einstellungen sorgfältig zu justieren, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Falls du genau wissen möchtest, wie du Equalizer schnell und zielgerichtet einsetzt, dann bewirb dich für ein unverbindliches Beratungsgespräch mit uns. In unseren Trainings und Seminaren helfen wir ambitionierten Musiker:innen und Produzent:innen ihre Songs markttauglich zu produzieren. Du bekommst eine persönliche Betreuung und klare Schritt für Schritt Anleitungen, die sich schon hundertfach bewährt haben und direkt aus der Praxis kommen. Klicke jetzt auf den Button, um dir deine kostenlose Beratungs-Session zu buchen.

 

 

 Lass es grooven!

 


 

Trulli Trulli 

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